Donnerstag, 21. Juli 2011

Denkmalschutz mit Nebenwirkungen


Am Wochenende titelte der Tagesspiegel „Berliner Immobilien begehrt wie seit Jahren nicht mehr“. Der Grundstücksmarktbericht 2010/11 des Gutachterausschuss' der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, der die Grundlage für den Tagesspiegel-Artikel bildet, führt zunächst drei Gründe an: Der Berliner Wohnungsmarkt sei seit Jahren unterbewertet, hinzu kommen die steigenden Bevölkerungszahlen und eine überproportionale Zunahme der Singlehaushalte, die sich in dem aufgrund stagnierender Bautätigkeit knapper werdenden Wohnungsbestand niederlassen.

Eine Studie von URBANCONTEXT-Geschäftsführer Gabriel Ahlfeldt und Wolfgang Maennig (Universität Hamburg) ergänzt diese an dieser Stelle unkommentierten Erklärungen um einen weiteren Aspekt: Die rege Sanierungstätigkeit und der Denkmalschutz seit den 1990er Jahren in Berlin spielen eine wichtige Rolle für diese Entwicklung. 

Die Autoren analysieren den Einfluss historischer Gebäude und Baudenkmäler auf die Preise von Eigentumswohnungen in Berlin. Die Ergebnisse zeigen, dass die Unterschutzstellung nicht direkt auf die Preise für Wohneigentum innerhalb der  Denkmäler wirkt. Geschützte Baudenkmale können jedoch den Wert ihrer Umgebung, gemessen in Wohnungspreisen, in einer Reichweite bis zu 600m erhöhen. Auf lange Sicht können PlanerInnen die Attraktivität von Stadtteilen und Städten in ihrer Gesamtheit durch Erhaltungs­maßnahmen für diese verbessern. Was in Berlin mit den Sanierungsgebieten – insbesondere im Ostteil der Stadt – gefördert wird. Denn langfristig kann der Erhalt dieser Form von Kulturerbe sogar einen direkten ökonomischen Effekt haben, indem durch erhöhte Lageattraktivität z.B. Touristen, Arbeitskräfte und bestimmte Firmen angezogen werden.

Denkmalschutz hat Nebenwirkungen – positive wie negative. Neben einem positiven Effekt auf Attraktivität und Eigentumspreise kann es aber auch zu negativen Effekten kommen, wie bspw. zur Verdrängung der ansässigen Bevölkerung. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie bitte Ihre Senatoren und Senatorinnen. 


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